Marktformen
Was sind Marktstrukturen?
Marktstrukturen: Wer bietet an?
Marktstrukturen beschreiben die Organisation und den Aufbau von Märkten. Sie beschreiben, wie viele Anbietende und Nachfragende vorhanden sind und wie diese miteinander interagieren. Die Anzahl, Größe und Verteilung der Marktteilnehmenden beeinflusst maßgeblich die Preisbildung, die Qualität von Produkten und Dienstleistungen sowie die Innovationskraft. Auf einem Wochenmarkt mit zahlreichen Obstständen können Kund:innen Preise vergleichen, zwischen verschiedenen Anbietenden auswählen und so von intensivem Wettbewerb profitieren. Die Struktur eines Marktes ist somit entscheidend dafür, wie viel Macht einzelne Anbietende haben und wie stark der Wettbewerb ausgeprägt ist, was sich letztlich auf das Angebot, die Preise und die Entwicklung neuer Produkte auswirkt.
Monopol: Allein auf weiter Flur
Ein Monopol liegt vor, wenn ein einzelnes Unternehmen den gesamten Markt beherrscht. Dies führt zu einer extremen Konzentration von Marktmacht und beeinflusst die Preisbildung, da Kund:innen kaum Alternativen haben. Google beispielsweise dominiert den Markt für Internetsuchen mit einem Marktanteil von über 90% in Europa. Hier bestimmt ein einzelnes Unternehmen maßgeblich die Regeln, indem es festlegt, wie Informationen angezeigt, welche Dienste bevorzugt und welche Gebühren verlangt werden. Die Folge ist ein schwacher Wettbewerb, der die Entwicklung neuer Angebote hemmen kann und dazu führt, dass die monopolistische Marktstruktur langfristig Konsumierende, Entwickler:innen sowie gesamte Wertschöpfungsketten beeinflusst.
Oligopol: Wenige Große teilen den Markt
In einem Oligopol dominiert eine kleine Gruppe großer Akteur:innen den Markt. Im Bereich der Ölgewinnung zeigt sich dies besonders deutlich, denn nur wenige große Erdölförderländer und -unternehmen kontrollieren einen erheblichen Teil der weltweiten Produktion. Diese Oligopolist:innen beobachten sich gegenseitig, stimmen ihre Fördermengen aufeinander ab und versuchen, durch gezielte Maßnahmen Einfluss auf die globalen Ölpreise zu nehmen. Die Folge ist ein konzentrierter Wettbewerb, in dem zwar eine gewisse Konkurrenz existiert, diese aber auf wenige mächtige Marktteilnehmende begrenzt bleibt. Dadurch können sich die Produktionsentscheidungen dieser wenigen Unternehmen unmittelbar auf die Angebotssituation, die Preisgestaltung und damit letztlich auf die gesamte Weltwirtschaft auswirken.
Warum ist Wettbewerb wichtig?
Monopol: Kein Wettbewerb
Ein Monopol weist keinen oder nur einen stark eingeschränkten Wettbewerb auf. Ein Unternehmen kann Preise, Produktmerkmale oder Zugangsbedingungen weitgehend selbst bestimmen. So bestimmt etwa ein dominierender App-Store maßgeblich die Konditionen, unter denen Entwickler:innen ihre Anwendungen anbieten. Weil sie kaum Alternativen haben, müssen sie diese Bedingungen hinnehmen, was langfristig zu höheren Preisen, weniger Innovationen und eingeschränkter Produktauswahl führen kann.
Polypol: Wettbewerb pur
Ein Polypol stellt das andere Extrem dar, bei dem viele Anbietende um die Gunst der Konsumierenden konkurrieren. Im Online-Handel für Elektronikartikel treten zahlreiche Händler:innen auf, was zu einer ständigen Verbesserung des Angebots, zu Preissenkungen, zu einem höheren Servicelevel und zu mehr Innovationen führt. Konsumierende profitieren von niedrigen Preisen, einer breiten Auswahl und laufend neuen Produkten. Diese intensiven Wettbewerbsbedingungen fördern dynamische Marktentwicklungen und motivieren Unternehmen, sich durch Qualität, Service oder technische Neuerungen voneinander abzuheben.
Oligopol: Strategische Entscheidungen
In einem Oligopol ist Wettbewerb vorhanden, aber auf wenige große Akteur:innen konzentriert. Sie treffen Entscheidungen, indem sie antizipieren, wie die Konkurrenz reagieren könnte, beispielsweise durch die Einführung neuer Produkte oder Preisanpassungen. Das Zusammenspiel weniger dominanter Marktteilnehmender bedeutet, dass sich Marktänderungen schneller und direkter auf Angebotsvielfalt, Preise und letztlich auf die Zufriedenheit der Konsumierenden auswirken können. Die Wettbewerbsdynamik ist hier stärker strategischer Natur, da jede Entscheidung in enger Wechselwirkung mit den Handlungen der Konkurrenz steht.
Wie reguliert der Staat den Markt?
Kartellrecht: Wettbewerb sichern
Um funktionsfähigen Wettbewerb zu gewährleisten, setzt der Staat auf Kartellrecht und Fusionskontrollen. Wenn Unternehmen ihre Marktmacht missbrauchen oder durch Fusionen zu einseitigen Dominanzstrukturen führen, schreitet die staatliche Aufsicht ein. Dies kann beispielsweise durch Geldstrafen oder Auflagen geschehen, wie im Fall von digitalen Plattformen, deren Marktmacht durch Regulierung beschränkt wird. Auf diese Weise versucht der Staat, die Wettbewerbssituation auszugleichen und den Markt für neue, kleinere Anbietende offen zu halten.
Missbrauchsaufsicht: Monopole kontrollieren
Die Missbrauchsaufsicht beobachtet systematisch die Aktivitäten marktbeherrschender Unternehmen, um einseitige Machtansprüche und benachteiligende Bedingungen für andere Marktteilnehmende zu verhindern. So werden die Geschäftsmodelle großer App-Stores, Suchmaschinen oder digitaler Vertriebsplattformen untersucht, um sicherzustellen, dass ihr Markteinfluss nicht zu überhöhten Gebühren, unfairen Zugangsbarrieren oder diskriminierenden Praktiken führt. Damit soll der Markt offen, vielfältig und für Innovationen zugänglich bleiben.
Sektorspezifische Regulierung: Besondere Märkte, besondere Regeln
In manchen Märkten sind besondere Regeln notwendig, weil sie eine zentrale Rolle für die Wirtschaft spielen oder weil hohe Eintrittsbarrieren und Netzwerkeffekte vorliegen. Digitale Plattformen, Energieversorgende oder Telekommunikationsunternehmen unterliegen teils speziellen Vorschriften, um die Marktmacht großer Akteur:innen zu begrenzen. Hierbei geht es darum, faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen, Marktzugänge nicht zu behindern und Innovationen für neue Marktteilnehmende zu ermöglichen. Diese sektorspezifische Regulierung trägt dazu bei, dass funktionierender Wettbewerb, hohe Servicequalität und angemessene Preise auch in komplexen oder schwer zugänglichen Märkten gewährleistet werden.
Lernziele
- die grundlegenden Marktformen erklären, indem die Klassifizierung nach Anzahl und Größe der Marktteilnehmenden sowie die daraus resultierenden Grundtypen Monopol, Oligopol und Polypol mit ihren jeweiligen Hauptmerkmalen systematisch dargestellt werden.
- die Charakteristika und Auswirkungen eines Monopols differenzieren, indem die Ursachen für Monopolbildung (natürlich, rechtlich, faktisch), die Preisbildung ohne Wettbewerbsdruck und die volkswirtschaftlichen Konsequenzen anhand realer Beispiele wie Netzindustrien oder patentgeschützter Produkte analysiert werden.
- die Dynamik oligopolistischer Märkte differenzieren, indem die verschiedenen Marktstrategien (Preiswettbewerb, Mengenwettbewerb, Kooperation), deren strategische Interaktionen und die resultierenden Marktgleichgewichte am Beispiel konkreter Branchen wie Automobilindustrie oder Mobilfunkmarkt untersucht werden.
- die Mechanismen eines polypolistischen Marktes interpretieren, indem die Preisbildung im vollkommenen Wettbewerb, die Rolle der Markttransparenz, die Anpassungsprozesse bei Marktveränderungen und die Bedeutung freien Marktzutritts anhand von Beispielen wie Agrarmärkten oder Börsenhandel analysiert werden.
- die Notwendigkeit und Instrumente staatlicher Marktregulierung differenzieren, indem verschiedene Regulierungsansätze wie Kartellrecht, Missbrauchsaufsicht und sektorspezifische Regulierung sowie deren Wirksamkeit für die Sicherung funktionsfähigen Wettbewerbs anhand aktueller Fälle analysiert werden.