Konjunktur
Was ist die Konjunktur?
Konjunktur und langfristiges Wachstum
Die Wirtschaft entwickelt sich wie ein Baum: Das stetige Höhenwachstum entspricht dem langfristigen Wirtschaftswachstum. Die jahreszeitlichen Schwankungen – vom Frühlingserwachen über die Sommerblüte bis zur winterlichen Ruhephase – spiegeln die Konjunkturzyklen wider. Auch wenn der Baum im Winter scheinbar stagniert, wächst er langfristig weiter. Ein Beispiel macht den Unterschied deutlich: Die Automobilindustrie verzeichnet kurzfristige Nachfrageschwankungen (Konjunktur), entwickelt sich aber langfristig durch technologische Innovationen wie E-Mobilität weiter (Wachstum). Die Konjunktur wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, etwa Veränderungen der Nachfrage, Investitionsentscheidungen oder externe Ereignisse wie Pandemien.
Wirtschaftsaktivität messen
Die wirtschaftliche Entwicklung wird durch verschiedene Indikatoren gemessen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zeigt die Gesamtleistung einer Volkswirtschaft. Weitere wichtige Kennzahlen sind die Arbeitslosenquote, Inflationsrate oder Kapazitätsauslastung der Industrie. Ein Technologieunternehmen spürt Konjunkturschwankungen beispielsweise an veränderten Auftragseingängen: In Boomphasen steigen die Bestellungen, während sie in Rezessionen zurückgehen.
Wie verlaufen Konjunkturzyklen?
Die vier Konjunkturphasen
Der Konjunkturzyklus besteht aus vier charakteristischen Phasen: Aufschwung, Boom, Abschwung und Rezession. Im Aufschwung steigt die Nachfrage, Unternehmen investieren mehr und stellen neue Mitarbeitende ein. Ein Beispiel ist der Einzelhandel, der in dieser Phase steigende Umsätze verzeichnet. Im Boom läuft die Wirtschaft auf Hochtouren, was zu Kapazitätsengpässen und steigenden Preisen führen kann. Der Abschwung ist gekennzeichnet durch sinkende Nachfrage und erste Entlassungen, während in der Rezession die wirtschaftliche Aktivität deutlich zurückgeht.
Konjunkturindikatoren als Wegweiser
Konjunkturindikatoren helfen, die aktuelle Wirtschaftslage einzuschätzen und zukünftige Entwicklungen vorherzusagen. Frühindikatoren, wie das Geschäftsklima oder Auftragseingänge geben erste Hinweise auf kommende Entwicklungen. Das ifo-Geschäftsklima beispielsweise basiert auf monatlichen Befragungen von Unternehmen zu ihrer aktuellen Geschäftslage und den Erwartungen für die kommenden Monate. Präsenzindikatoren, wie die Industrieproduktion, zeigen die aktuelle Situation, während Spätindikatoren, wie die Arbeitslosenquote, verzögert auf wirtschaftliche Veränderungen reagieren.
Welche Bedeutung haben Konjunkturzyklen?
Auswirkungen auf Unternehmen
Konjunkturzyklen beeinflussen Unternehmensentscheidungen maßgeblich. In Aufschwungphasen investieren Unternehmen in neue Maschinen oder stellen zusätzliche Mitarbeitende ein. Ein Maschinenbauunternehmen könnte beispielsweise seine Produktionskapazitäten erweitern, wenn die Auftragsbücher voll sind. In Abschwungphasen hingegen werden Investitionen zurückgefahren und Kosten reduziert, um die schwächere Nachfrage zu überbrücken.
Wirtschaftspolitische Maßnahmen
Die Wirtschaftspolitik reagiert auf Konjunkturschwankungen mit verschiedenen Instrumenten. In Rezessionsphasen kann der Staat durch Konjunkturprogramme die Nachfrage stimulieren, etwa durch öffentliche Investitionen in Infrastruktur oder Förderung privater Investitionen. Die Zentralbank kann durch Zinssenkungen Investitionen und Konsum ankurbeln. In Boomphasen hingegen zielen die Maßnahmen darauf ab, eine Überhitzung der Wirtschaft zu verhindern, beispielsweise durch höhere Zinsen zur Eindämmung der Inflation.
Lernziele
- das Konzept der Konjunktur erklären, indem die Ursachen und Mechanismen konjunktureller Schwankungen im Gegensatz zu langfristigen Wachstumstrends sowie deren Bedeutung für Wirtschaftspolitik und Unternehmen dargestellt werden.
- die Bedeutung von Konjunkturindikatoren interpretieren, indem die Aussagekraft von Früh-, Präsenz- und Spätindikatoren für die Beurteilung der aktuellen Wirtschaftslage und die Prognose zukünftiger Entwicklungen untersucht wird.
- die Phasen des Konjunkturzyklus erklären, indem die charakteristischen Merkmale von Aufschwung, Boom, Abschwung und Rezession anhand von Wirtschaftsindikatoren wie Wachstumsraten, Beschäftigungsentwicklung, Inflation und Zinsniveau sowie deren Auswirkungen auf verschiedene Wirtschaftssektoren beschrieben werden.
- die Bedeutung von Konjunkturschwankungen veranschaulichen, indem mögliche Maßnahmen der Wirtschaftspolitik und Unternehmensplanung dargestellt werden.