Gesellschaftsformen

Was ist eine Gesellschaftsform?

Gesellschaftsformen: Die rechtliche Struktur deines Unternehmens

Hast du dich schon einmal gefragt, warum manche Unternehmen "GmbH" oder "AG" im Namen tragen? Die Antwort liegt in der Gesellschaftsform – sie ist das rechtliche Fundament jedes Unternehmens und beeinflusst dessen gesamte Organisation. Stell dir die Gesellschaftsform wie das Regelwerk eines Brettspiels vor: Sie bestimmt die grundlegenden Spielregeln, wie das Unternehmen funktioniert. Aber wer sind die Beteiligten? Bei der Gründung eines Unternehmens evaluieren die Gesellschafter:innen verschiedene Gesellschaftsformen, um die passende Struktur für ihr Geschäftsmodell zu finden. Ein:e Gesellschafter:in ist eine Person oder Organisation, die sich an einem Unternehmen beteiligt – vergleichbar mit einem Teammitglied, das nicht nur mitspielt, sondern auch Verantwortung trägt und am Erfolg teilhat. Die Wahl der Gesellschaftsform legt fest, wie diese Gesellschafter:innen miteinander interagieren, welche Rechte und Pflichten sie haben und wie sie am Unternehmenserfolg beteiligt sind.

Personengesellschaften: Gemeinsam haften, gemeinsam profitieren

Eine Personengesellschaft funktioniert wie ein eng vernetztes Teamprojekt, bei dem alle Beteiligten persönlich engagiert sind und gemeinsam für Erfolg oder Misserfolg einstehen. In Gesellschaften bürgerlichen Rechts (GbR) oder offenen Handelsgesellschaften (OHG) haften die Beteiligten mit ihrem gesamten Privatvermögen. Das bedeutet, sie stehen nicht nur mit ihrer Arbeitskraft, sondern auch mit ihrem persönlichen Vermögen für das Unternehmen ein. Ein typisches Beispiel ist eine Anwaltskanzlei, in der alle Beteiligten gleichberechtigt Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen. Die persönliche Haftung fördert ein hohes Maß an Vertrauen und Engagement, birgt aber auch höhere persönliche Risiken.

Kapitalgesellschaften: Haftung beschränkt, Kapital gebündelt

Eine Kapitalgesellschaft funktioniert hingegen eher wie ein Kinofilm: Investierende stecken Geld in das Projekt, ihr Risiko ist jedoch auf ihren Einsatz begrenzt. Bei der GmbH sind das mindestens 25.000 €, bei der AG 50.000 €. Ein bekanntes Beispiel ist die Volkswagen AG – hier können Aktienbesitzende Anteile kaufen und sind nur mit ihrem investierten Kapital am Unternehmen beteiligt. Kapitalgesellschaften bieten den Vorteil der Haftungsbeschränkung und ermöglichen es, größere Kapitalmengen zu bündeln. Allerdings sind sie oft mit mehr bürokratischem Aufwand und komplexeren Entscheidungsstrukturen verbunden.

Die strategische Bedeutung der Gesellschaftsform

Die Wahl der Gesellschaftsform ist keine bloße rechtliche Formalität, sondern eine strategische Entscheidung mit weitreichenden Auswirkungen. Sie beeinflusst, wie das Unternehmen finanziert wird, wie flexibel es auf Veränderungen reagieren kann und welche Möglichkeiten für Wachstum und Nachfolge bestehen. Beispielsweise kann eine AG leichter an die Börse gehen und so Kapital für Expansion beschaffen, während eine Personengesellschaft einfacher neue Beteiligte aufnehmen oder die Nachfolge regeln kann.

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Wie wählt man die passende Gesellschaftsform?

Haftung und Risiko

Ein zentraler Entscheidungsfaktor ist die Frage der Haftung. Soll das Risiko auf das Gesellschaftsvermögen beschränkt sein oder besteht die Bereitschaft, auch mit dem Privatvermögen zu haften? Personengesellschaften bedeuten persönliche Haftung, was ein hohes Maß an Vertrauen und Engagement voraussetzt. Kapitalgesellschaften bieten durch die Haftungsbeschränkung mehr Sicherheit für das Privatvermögen der Beteiligten.

Unternehmensgröße und Kapitalbedarf

Die Größe des Unternehmens und der benötigte Kapitalbedarf spielen eine entscheidende Rolle. Ein lokaler Kiosk kann als GbR oder OHG effizient arbeiten, während ein Startup mit großen Expansionsplänen möglicherweise die Struktur einer GmbH oder AG benötigt, um Investierende anzuziehen und ausreichend Kapital zu beschaffen.

Steuern

Die steuerliche Behandlung unterscheidet sich grundlegend: Bei einer GmbH zahlt zunächst die Gesellschaft 15% Körperschaftsteuer, und bei Ausschüttung fallen 25% Kapitalertragsteuer an, während bei einer Personengesellschaft die Gewinne direkt bei den Beteiligten mit ihrem persönlichen Einkommenssteuersatz versteuert werden. Bei 100.000 € Gewinn zahlt eine GmbH zunächst 15.000 € Körperschaftsteuer, und bei Ausschüttung werden weitere 25.000 € Kapitalertragsteuer von der empfangenden Person gezahlt, während bei einer GbR der Gewinn direkt mit bis zu 45% besteuert werden kann. Die steuerlichen Vorteile oder Nachteile hängen von der individuellen Situation ab.

Mitbestimmung und Geschäftsführung

Die Organisation der Führung gestaltet sich je nach Gesellschaftsform unterschiedlich: In einer OHG können alle Beteiligten direkt Entscheidungen treffen, während eine AG einen Vorstand, Aufsichtsrat und regelmäßige Hauptversammlungen benötigt. Dies zeigt sich beispielsweise bei Familienunternehmen, die oft als GmbH organisiert sind, um die Kontrolle in der Familie zu behalten, aber trotzdem eine professionelle Geschäftsführung einsetzen können.

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Lernziele

  • die strategische Bedeutung der Gesellschaftsform interpretieren, indem die Auswirkungen der Rechtsformwahl auf Unternehmenswachstum, Finanzierung und Nachfolgeregelung analysiert werden.
  • das Konzept der Gesellschaftsform erklären, indem die rechtlichen, wirtschaftlichen und organisatorischen Aspekte sowie deren Bedeutung für die Unternehmensführung dargestellt werden.
  • die verschiedenen Gesellschaftsformen vergleichen, indem Personengesellschaften und Kapitalgesellschaften anhand ihrer rechtlichen, steuerlichen und organisatorischen Merkmale gegenübergestellt werden.
  • die Kriterien zur Wahl der Gesellschaftsform umzusetzen, indem für verschiedene Geschäftsmodelle und Unternehmensgrößen die jeweils geeignete Rechtsform begründet ausgewählt wird.
  • die Entscheidungsfaktoren bei der Wahl der Gesellschaftsform differenzieren, indem Kriterien wie Haftung, Kapitalbedarf, Steuern, Mitbestimmung und Geschäftsführung systematisch analysiert und gewichtet werden.

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