Virtuelle Maschinen

Lernfeld: Netzwerke und Dienste bereitstellen

Was ist eine virtuelle Maschine und wie funktioniert sie?

Das Konzept: Ein Computer im Computer

Stell dir vor, du könntest auf deinem leistungsstarken Computer mehrere, völlig unabhängige "Mini-Computer" gleichzeitig laufen lassen. Genau das ist eine virtuelle Maschine (VM). Eine VM ist eine Software-basierte Nachbildung eines physischen Computersystems. Sie abstrahiert die physische Hardware (wie CPU, RAM, Festplatte) und stellt jeder VM eigene, virtuelle Hardware-Ressourcen zur Verfügung. Dadurch kann jede VM ihr eigenes, isoliertes Betriebssystem (z.B. Windows auf einem Linux-Host oder umgekehrt) und eigene Anwendungen ausführen, als wäre sie ein eigenständiger Rechner.
Ein praktisches Beispiel: Du bist Softwareentwickler:in und musst deine neue Anwendung auf verschiedenen Windows-Versionen und unter Linux testen. Anstatt drei separate physische Rechner zu benötigen, kannst du auf deinem Entwicklungs-PC einfach drei VMs einrichten – eine für jede benötigte Testumgebung.

Der Hypervisor: Die entscheidende Software-Schicht

Die "Magie" hinter den VMs vollbringt der Hypervisor. Das ist eine spezielle Software-Schicht, die direkt auf der physischen Hardware oder auf einem Wirtsbetriebssystem läuft. Der Hypervisor ist dafür zuständig, die VMs zu erstellen, zu verwalten und ihnen die Ressourcen des physischen Host-Systems (CPU-Zeit, Arbeitsspeicher, Speicherplatz) zuzuweisen. Er sorgt auch für die notwendige Isolation zwischen den VMs, damit Probleme in einer VM die anderen nicht beeinträchtigen. Man unterscheidet hauptsächlich zwei Typen:

  • Typ-1-Hypervisor (Bare-Metal-Hypervisor): Dieser läuft direkt auf der physischen Hardware des Host-Systems, ohne ein darunterliegendes Betriebssystem. Er hat direkten Zugriff auf die Hardware-Ressourcen und bietet oft die beste Leistung und Skalierbarkeit.
    • Beispiele: VMware vSphere/ESXi, Microsoft Hyper-V Server, Xen, KVM (Kernel-based Virtual Machine).
    • Einsatz: Typischerweise in Rechenzentren und Cloud-Umgebungen, um Server zu virtualisieren und eine hohe Dichte an VMs zu ermöglichen. Stell dir große Cloud-Provider vor, die Tausende von VMs auf ihrer Hardware betreiben.
  • Typ-2-Hypervisor (Hosted Hypervisor): Dieser wird wie eine normale Anwendung auf einem bereits vorhandenen Betriebssystem (dem Host-Betriebssystem, z.B. Windows, macOS, Linux) installiert. Die VMs laufen dann quasi als Prozesse innerhalb dieses Host-Betriebssystems.
    • Beispiele: VMware Workstation/Fusion, Oracle VirtualBox, Parallels Desktop.
    • Einsatz: Oft auf Desktop-PCs oder Laptops von Entwickler:innen, Tester:innen oder für den Heimgebrauch, um verschiedene Betriebssysteme parallel zu nutzen oder Software in isolierten Umgebungen zu testen. Wenn du auf deinem Windows-Laptop eine Linux-Distribution ausprobieren möchtest, ohne dein Hauptsystem zu ändern, ist ein Typ-2-Hypervisor eine gute Wahl.

Welche Chancen und Risiken birgt der Einsatz von VMs?

Die Vorteile: Flexibilität, Effizienz und Sicherheit

Der Einsatz von virtuellen Maschinen bietet eine Vielzahl von Vorteilen:

  • Bessere Ressourcenauslastung und Kostenersparnis: Anstatt für jede Anwendung oder jedes Betriebssystem einen eigenen physischen Server zu betreiben, können mehrere VMs auf einer einzigen, leistungsstarken Hardware konsolidiert werden. Das ist wie Carsharing für Server-Ressourcen: Die Hardware wird effizienter genutzt, was Strom, Kühlung und Anschaffungskosten spart.
  • Hohe Flexibilität und Skalierbarkeit: VMs können schnell erstellt, geklont, verschoben und gelöscht werden. Benötigst du kurzfristig einen zusätzlichen Webserver? Eine VM ist in Minuten einsatzbereit.
  • Isolation und Sicherheit: Jede VM läuft in ihrer eigenen, abgeschotteten Umgebung. Ein Absturz oder ein Sicherheitsproblem in einer VM beeinträchtigt die anderen VMs auf demselben Host in der Regel nicht. Das ist wie ein Mehrfamilienhaus, in dem jede Wohnung (VM) ihre eigenen Wände und Türen hat.
  • Ideale Test- und Entwicklungsumgebungen: Entwickler:innen können Software in verschiedenen Betriebssystemumgebungen testen, ohne mehrere physische Geräte zu benötigen. "Snapshots" erlauben es, den Zustand einer VM einzufrieren und bei Bedarf exakt zu diesem Punkt zurückzukehren – perfekt, um riskante Tests durchzuführen.
  • Einfachere Disaster Recovery und Backups: Ganze VMs können als Dateien gesichert und im Notfall schnell auf anderer Hardware wiederhergestellt werden.

Die Nachteile und Herausforderungen

Trotz der vielen Vorteile gibt es auch einige Aspekte, die bedacht werden müssen:

  • Performance-Overhead: Die Virtualisierungsschicht des Hypervisors benötigt selbst einige Systemressourcen. Daher ist die Leistung einer Anwendung in einer VM in der Regel geringfügig niedriger als bei einer direkten Ausführung auf der physischen Hardware. Für die meisten Anwendungen ist dieser Overhead vernachlässigbar, bei sehr leistungsintensiven Aufgaben (z.B. High-Performance-Gaming oder komplexe Simulationen) kann er jedoch relevant werden.
  • Lizenzierungskosten: Für die Betriebssysteme und Anwendungen, die innerhalb der VMs laufen, fallen in der Regel separate Lizenzkosten an, zusätzlich zu eventuellen Kosten für den Hypervisor selbst.
  • Komplexität und Managementaufwand: Die Verwaltung einer größeren Anzahl von VMs erfordert spezielles Know-how und geeignete Management-Tools.
  • Ressourcenkonkurrenz: Wenn zu viele VMs auf einem unterdimensionierten Host laufen, können sie sich gegenseitig die Leistung "stehlen", was zu Engpässen bei CPU, RAM oder Netzwerkbandbreite führt.

Lernziele

  • das grundlegende Konzept einer virtuellen Maschine (VM) erklären, indem die Abstraktion von physischer Hardware durch einen Hypervisor und die daraus resultierende Möglichkeit, mehrere isolierte Betriebssysteme auf einem einzigen physischen Host auszuführen, dargestellt werden.
  • Typ-1 (Bare-Metal) und Typ-2 (Hosted) Hypervisoren vergleichen, indem ihre jeweilige Architektur, Installationsweise auf der physischen Hardware, Leistungscharakteristika und typische Einsatzszenarien gegenübergestellt werden.
  • die wesentlichen Vorteile und Nachteile des Einsatzes von virtuellen Maschinen zusammenzufassen, indem Aspekte wie Ressourcenauslastung, Kostenersparnis, Flexibilität, Isolation, Testmöglichkeiten sowie potenzieller Performance-Overhead und Lizenzierungsaspekte berücksichtigt werden.

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